Skip to content

GRI 416/3-3, 417/3-3

Organisation und Verantwortlichkeiten

Der Unternehmensbereich Fresenius Helios wird über die Holding Helios Health gesteuert. Aufgrund der unterschiedlichen nationalen regulatorischen Rahmenbedingungen und Standards sowie von Unterschieden in den Geschäftsmodellen liegt die Verantwortlichkeit für Patienten- und Produktsicherheit bei den Geschäftsführungen der einzelnen Segmente. Die Ausgestaltung der Managementansätze der Segmente wird innerhalb der jeweiligen Geschäftsführungen geregelt, z. B. über einen Geschäftsverteilungsplan. Weitere Informationen zu den Segmenten finden Sie im Kapitel Grundlagen des Konzerns im Konzern-Lagebericht.

Die 2022 von Helios Deutschland neu gegründete Lenkungsgruppe Qualitätsmanagement setzt sich aus dem Chief Executive Officer (CEO, zugleich Chief Medical Officer – CMO), den Medical Consultants, dem Patient Safety Officer sowie dem Zentralen Dienst Medizin und der Fachgruppenleitung Pflege zusammen. Aufgabe der Lenkungsgruppe ist es, quartalsweise die zentralen Steuerungsprozesse des medizinischen Qualitätsmanagements und der Patientensicherheits-Maßnahmen abzustimmen. Ebenfalls quartalsweise bewerten die medizinischen Führungsgremien der Krankenhäuser gemeinsam mit den Medical Consultants sämtliche berichtspflichtigen Kennzahlen. Zu den Einrichtungen mit auffälligen Werten (verdächtige Qualitätskennzahlen bzw. Meldefälle in Bezug auf Patientensicherheit) finden in der Folge Berichtstermine mit der Lenkungsgruppe statt, um Maßnahmen festzulegen, die noch im Laufe eines Jahres umgesetzt werden müssen. Das können z. B. auf Klinikebene Peer Reviews sein oder auf Unter­nehmensebene, wenn erforderlich, standortübergreifende Qualitätsmanagementmaßnahmen.

In den insgesamt 30 Helios Fachgruppen kommen die leitenden Ärztinnen und Ärzte ihrer jeweiligen Fachgebiete zusammen. Sie stellen sicher, dass das Wissen ihres medi­zinischen Fachgebiets in allen Kliniken verankert ist, und vertreten dieses sowohl nach innen als auch nach außen. Zudem beraten und entscheiden sie über die Einführung von Standardprozessen, die Auswahl medizinischer Produkte, sinnvolle Innovationen und über Kampagnen. Außerdem diskutieren sie Ergebnisse aus klinischen Studien und leiten daraus mögliche Änderungen von Behandlungsprozessen ab.

Die Funktion des CMO von Helios Spanien ist verantwortlich für Qualitätsmanagement, Patientensicherheit sowie -zufriedenheit. Unterstützt wird die Funktion durch die Abteilung Corporate Operations. Deren Fokus liegt auf der Verbesserung von Therapien und anderen Gesundheitsan­geboten sowie der Entwicklung und Vermarktung digitaler Anwendungen im ambulanten Bereich. Weiterhin wurde die Corporate Risk Unit geschaffen, um das Risikomanagement innerhalb des Unternehmens zu verbessern. Die Umsetzung und Kontrolle von Maßnahmen erfolgt durch das Komitee für Patientensicherheit (Corporate Patient Safety Committee). Es ist für die Implementierung der zentralen Strategie für Patientensicherheit verantwortlich, die durch die jährlichen Zielvorgaben in den Bereichen Qualität, Patientensicherheit und -zufriedenheit gestützt wird. Die Bewertung, ob und wie die Ziele erreicht wurden, ist Bestandteil der jährlichen Leistungsbeurteilung der zustän­digen Führungskräfte von Helios Spanien.

Die medizinischen Fachbereiche von Helios Deutschland und Helios Spanien tauschen sich themenbezogen miteinander aus. So profitieren z. B. die deutschen Kliniken davon, dass bei Helios Spanien die ambulante und die ­stationäre Versorgung sehr eng vernetzt sind, und können sich diese Erfahrungen zunutze machen.

Der CMO der Helios Health koordiniert darüber hinaus Synergieprojekte zwischen den Segmenten in diesem Bereich sowie in den Bereichen medizinische Qualität und Forschung.

Im Jahr 2022 hat das Corporate Patient Safety Committee von Helios Spanien seine Arbeit fortgesetzt, mit dem Ziel, klinische Best-Practice-Verfahren zu entwickeln und zu implementieren. Das Komitee besteht aus Vertreterinnen und Vertretern zahlreicher Kliniken, auch von Standorten in Lateinamerika. Während der Pandemie hat es Krankenhäuser hinsichtlich des Infektionsmanagements beraten und neue Protokolle zur Patientensicherheit erstellt bzw. diese aktualisiert. Die von diesem Komitee entwickelte Strategie zur Patientensicherheit wurde im Jahr 2022 erneut überarbeitet. Sie basiert auf den Prinzipien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der JCI.

Der medizinische Direktor des Segments Reproduktionsmedizin (Eugin-Gruppe) koordiniert das Group Medical Board (GMB) des Segments. Es setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern aller Länder oder Ländergruppen zusammen und fördert u. a. gruppenweite Projekte im Bereich Qualität. So wurden im Berichtsjahr Key Performance Indicator (KPI)-Berichte in Bezug auf klinische und Laborergebnisse sowie die Patientenzufriedenheit eingeführt, die nun in der gesamten Gruppe vierteljährlich erstellt werden. Das GMB fördert auch die Ausarbeitung von Gruppenrichtlinien durch spezielle Arbeitsgruppen, die sich hauptsächlich auf die Sicherheit im Labor konzentrieren. Entsprechend wird es Ziele für die Erreichung bestimmter KPI in Bezug auf klinische und Laborergebnisse festlegen.

Richtlinien und Regularien

Auf Ebene der Helios Health wurden keine zentralen Vorgaben für die Patienten- oder Produktsicherheit implementiert. Aufgrund der länderspezifischen regulatorischen Vorgaben obliegt es der Geschäftsführung der Segmente, interne Richtlinien zu erlassen, um die Compliance mit allen Gesetzen und externen Rahmenwerken sicherzustellen.

Richtlinien innerhalb der Segmente beziehen sich auf die jeweils national geltenden Vorgaben, wie die Konzern­regelung Hygiene der Helios Kliniken in Deutschland, oder ergeben sich aus den Qualitätsmanagementsystemen, z. B. der ISO 9001 in Spanien.

Helios Deutschland hat im Berichtsjahr alle Maßnahmen fortgeführt, die der Sicherheit der Patientinnen und Patienten dienen. Bei allen Operationen in den Helios Kliniken kommen zwei Checklisten verpflichtend zum Einsatz. Die für die Planung relevante Checkliste PRÄ bewertet bereits vor dem operativen Eingriff die damit verbundenen Risiken. Die Checkliste PERI hilft dabei, Behandlungsfehler unmit­telbar vor, während und direkt nach der Operation zu vermeiden.

Seit 2020 werden bedingt durch die Covid-19-Pandemie diese Maßnahmen durch erhöhte Hygieneanforderungen ergänzt. Dazu wurden die bestehenden Hygienekonzepte auch unterjährig an veränderte regulatorische Rahmen­be­dingungen angepasst.

In einer Unternehmensrichtlinie gibt Helios Spanien den Krankenhäusern Grundsätze zur Qualitätssicherung vor.

Um sicherzustellen, dass alle Ärztinnen und Ärzte, die in einem Krankenhaus von Helios Spanien arbeiten, nur solche Behandlungen durchführen, für die sie ausgebildet sind, nutzt das Segment ein Modell zur Validierung dieser Kompetenzen. Es dient auch der Auswahl von medizinischen Fachkräften. Dieser Ansatz wurde in einer Unternehmensrichtlinie definiert und um eine Methode zur Über­wachung der Komplikationsraten der Ärztinnen und Ärzte anhand des Mindestdatensatzes ergänzt.

Initiative Qualitätsmedizin (IQM)

Helios Deutschland hat seit 1998 ein Qualitätsmanage­mentsystem entwickelt mit dem Ziel, Transparenz zu den Ergebnissen der Behandlungsqualität in den Kliniken her­zustellen und diese vergleichbar zu machen. Im Jahr 2008 erfolgte der Zusammenschluss der Helios Kliniken mit 14 anderen Klinikträgern zur IQM. Mittlerweile ist IQM die größte freiwillige Qualitätsinitiative im deutschen Gesundheitswesen.

Kommunale, freigemeinnützig-kirchliche, private und universitäre Krankenhausträger nutzen die IQM als trägerübergreifende Plattform zum Austausch und um voneinander zu lernen.

Die Initiative bringt in Deutschland verschiedene Organisationen aus dem Gesundheitswesen zusammen mit dem Ziel, Standards für die Transparenz medizinischer Ergebnisqualität zu entwickeln und zu verbessern:

  • medizinische Fachgesellschaften und Krankenkassen,
  • das Wissenschaftliche Institut der größten deutschen Krankenversicherung AOK (WIdO) als Entwicklungspartner der sektorenübergreifenden Qualitätsmessung sowie zum Ausbau einer breiten Basis träger- und sektorenübergreifender Versorgungsforschung sowie
  • die Bundesärztekammer und zahlreiche Landesärztekammern im Hinblick auf die Durchführung von Peer Reviews zur Analyse und Verbesserung von Behandlungsabläufen und -strukturen.

Unter dem Dach von IQM wenden in Deutschland sowie in der Schweiz mittlerweile rund 500 Kliniken dieses Qualitätsmanagementsystem an. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Initiative.

Behandlungsqualität

GRI 2-25

Das Qualitätsmanagementsystem bei Helios Deutschland stützt sich auf die Abrechnungsdaten (Routinedaten) aus der Behandlung von Patientinnen und Patienten. Für die spätere Abrechnung mit den Krankenkassen dokumentieren die Kliniken jeden Behandlungsschritt. Diese Routinedaten zeigen auf, wenn eine Heilung länger dauerte als erwartet, eine Komplikation oder sogar ein Todesfall auftrat. Daraus lässt sich ableiten, ob eine Behandlung wie gewohnt verlaufen ist, oder ob möglicherweise Fehler gemacht wurden. Fehler werden dann in spezifischen Auditverfahren (Peer-Reviews) untersucht. Definierte Indikatoren dienen dazu, die Qualität der medizinischen Ergebnisse zu messen und zu überwachen, und werden von allen teilnehmenden Kliniken veröffentlicht. Die Daten verdeutlichen, wie die Häuser im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, zu anderen Helios Kliniken oder zu den IQM-Mitgliedskliniken abschneiden. Außerdem können Patientinnen und Patienten daran u. a. ablesen, wie oft bestimmte Behandlungen durchgeführt werden. Dies gibt ihnen wichtige Hinweise über die Erfahrung sowie Routine der Ärztinnen und Ärzte und hilft ihnen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Behandlung zu treffen. Darüber hinaus erhält jede Klinik und jede Abteilung monatlich einen Bericht über ihre medizinischen Behandlungsergebnisse. Dank des Qualitäts- und Risiko­managements können zentrale Qualitätsparameter kontinuierlich überwacht und es kann bei Bedarf frühzeitig gegen­gesteuert werden.

In Spanien hat Fresenius Helios die IQI-Methodik Ende 2017 in allen Krankenhäusern eingeführt. Seitdem werden 45 Indikatoren systematisch monatlich überwacht. Als Basis dienen spanische Vergleichswerte, die Ergebnisse werden zudem mit den Zielen des Netzwerks IQM ver­glichen. Jedes Krankenhaus veröffentlicht seine Ergebnisse monatlich in einem zentralen IT-System. So können die ­einzelnen Krankenhäuser prüfen, ob sie vom festgelegten Standard abweichen.

Peer Reviews

An Standorten, die einzelne Qualitätsziele nicht erreichen, analysiert Helios Deutschland die Behandlungen und Abläufe, um Verbesserungspotenzial zu identifizieren und umzusetzen. Besonders bedeutsam sind dabei die spe­zifischen Auditverfahren im ärztlichen und pflegerischen Bereich, die sogenannten Peer-Review-Verfahren – Fall­diskussionen im Fachkollegium. In Deutschland kooperieren im Peer-Review speziell ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner aus den Helios-Kliniken sowie aus dem Netzwerk IQM und hinterfragen statistische Auffälligkeiten. Ihre Erkenntnisse lassen sich im Krankenhaus in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzen – mit dem Ziel, die Sicherheit der Patientinnen und Patienten weiter zu erhöhen.

Patientensicherheit und Meldesysteme

In allen Kliniken setzt Helios Deutschland Berichts- und Lernsysteme ein, um kritische Zwischenfälle ohne Schädigung von Patientinnen und Patienten zu melden (Critical Incident Reporting System – CIRS). Es ist anonym, in allen Bereichen einer Klinik verwendbar und dient in erster Linie dem Schutz von Patientinnen und Patienten sowie Beschäftigten. Auf Basis von Informationen, die über das Melde­system erfasst werden, können mögliche Fehler in Prozessen und Abläufen sichtbar werden. Hieraus können Maßnahmen für Verbesserungen abgeleitet werden. Vierteljährlich wird zudem je eine Klinik einer Sicherheitsbegehung unterzogen. Gefahrenquellen, die für das gesamte Segment relevant sind, werden so identifiziert und können vermieden werden.

Helios Deutschland verfügt über ein eigenes System, regelmäßig die Patientensicherheit in seinen Kliniken zu erfassen. Damit können Schwachstellen in der Patientenversorgung analysiert und anschließend behoben werden. Das System kombiniert die international etablierten Indikatoren zur Patientensicherheit (Patient Safety Indicators – PSI) mit Helios-eigenen Indikatoren. Dazu zählen etwa die Anzahl der Bauchtücher, die nach einer Operation versehentlich im Körper vergessen wurden, aber auch Seitenverwechslungen bei Operationen, Fehldiagnosen, schwerwiegende Medikationsfehler oder Stürze in der Klinik.

Eine unternehmensweite Regelung zum Umgang mit Schadensfällen verpflichtet alle Kliniken dazu, diese Indikatoren systematisch zu erfassen und zentral zu melden. Seit 2019 veröffentlicht das Segment in Deutschland jährlich die Zahlen für ausgewählte Indikatoren auf seiner Website. Damit sorgt es für größtmögliche Transparenz im Umgang mit unerwünschten Zwischenfällen und Behandlungsfehlern.

Im Sinne dieses transparenten Fehlermanagements bearbeitet und reguliert Helios Deutschland seine Haftpflichtfälle weitestgehend selbst, anstatt sie an einen Versicherer abzugeben. Auf diese Weise kann das Segment sie intensiv analysieren und daraus lernen. Wenn es zu berechtigten Haftpflichtfällen und Forderungen im Rahmen der Patientenbehandlung kommt, werden diese Schäden von Helios, z. B. in Form von Schmerzensgeld, ersetzt.

Als Mitglied des Aktionsbündnisses Patientensicherheit berücksichtigt Helios Deutschland damit auch die im September 2021 neu veröffentlichten Handlungsempfehlungen der Initiative im Rahmen des klinischen Risikomanagements. Wie wichtig es ist, solche Ereignisse zu berichten, stellt der neue Globale Aktionsplan für Patientensicherheit 2021 – 2030 der WHO heraus. Er soll vermeidbare Schäden in der Gesundheitsversorgung verhindern.

Seit 2021 hat Helios Deutschland darüber hinaus ein Instrument für eine automatische Abfrage von Präventionsmaßnahmen entwickelt. Im Fall eines bestätigten Behandlungsfehlers leitet das Unternehmen eine zentrale Prüfung der Sinnhaftigkeit der jeweiligen Präventionsmaßnahmen ein.

Helios Spanien verwendet ein Online-Meldesystem für alle Arten von Vorfällen, von Beinaheunfällen bis hin zu sogenannten Sentinel-Ereignissen. Sentinel-Ereignisse beschreiben nach Definition der JCI schwerwiegende Ereignisse, die die Gesundheit von Patientinnen und Patienten gefährden und zum Tod, zu dauerhaften gesundheitlichen Schäden oder zu schweren, zeitlich begrenzten Beeinträchtigungen führen können. Das System ist für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe und Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zugänglich. Die Kommission für Patientensicherheit des jeweiligen Krankenhauses analysiert die gemeldeten Ereignisse mindestens vierteljährlich.
Sie ermittelt Trends und Ursachen, um die notwendigen Verbesserungen umzusetzen.
Diese Analyse wird ebenfalls im Meldesystem erfasst und der oder die Meldende bekommt eine Rückmeldung.

Hygienemanagement in Krankenhäusern

Schwerpunkte im Hygienemanagement bei Fresenius Helios bilden u. a. eine engmaschige Infektions- und Erregerüberwachung, regelmäßige Hygieneschulungen des Klinikpersonals etwa zur korrekten Händedesinfektion, die Kontrolle des Antibiotikaverbrauchs sowie die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten zu Antibiotic-Stewardship-(ABS-) Fachkräften. Die Umsetzung und Einhaltung der krankenhaus­hygienischen Maßnahmen in den Kliniken wird von unserem speziell weitergebildeten Personal begleitet und überwacht – z. B. Hygienefachschwestern und -pflegern, Krankenhaushygienikerinnen und -hygienikern sowie Hygienebeauftragten. Die Helios-Konzernregelung Hygiene gilt verbindlich für alle Beschäftigten in allen Kliniken von Helios Deutschland. Sie basiert auf den evidenzbasierten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) und schreibt u. a. die Hände­desinfektion – insbesondere vor und nach dem Kontakt bei Patientinnen und Patienten – für Ärztinnen und Ärzte, Pflege- und weiteres medizinisches Personal sowie weiteres Personal nach den Vorgaben der WHO vor.

Den Hygienestatus überprüfen die Kliniken kontinuierlich und transparent: Helios Deutschland veröffentlicht für jede Klinik halbjährlich Zahlen zum Auftreten der drei wichtigsten multiresistenten und infektionsrelevanten Krankheitserreger. Die Berichterstattung für das Jahr 2022 erfolgt aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zeitverzögert im ersten Halbjahr 2023.

In Spanien führt Fresenius Helios regelmäßig Schulungen zum Hygienemanagement durch.
Die Klinikgruppe nimmt am EPINE-Programm teil – einem Überwachungssystem für nosokomiale Infektionen, die während oder nach einer Krankenhausbehandlung auftreten. Das Programm wird von der spanischen Gesellschaft für Präventivmedizin, öffentliche Gesundheit und Hygiene koordiniert und vom spanischen Gesundheitsministerium und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten unterstützt. Die Infektionsdienste der teilnehmenden Einrichtungen sammeln lokale Daten, um die Qualität der ­Versorgung in den Krankenhäusern zu verbessern.

Im Jahr 2020 hatte Helios Spanien alle Kliniken aufgefordert, medizinische Beauftragte zu ernennen, die die Maßnahmen zur Infektionskontrolle und -prävention leiten. Im Jahr 2022 verfügten 61 % der Krankenhäuser über einen Epidemiologen bzw. eine Epidemologin, zuständig für die Infektionsprävention und -kontrolle im Haus. In anderen Krankenhäusern gibt es mindestens eine auf Infektionskontrolle spezialisierte Fachkraft aus anderen Fachbe­reichen (Innere Medizin, Intensivpflege), die diesen Bereich leitet.

Training

Helios Deutschland verfügt über drei Simulations- und ­Notfallakademien in Erfurt, Krefeld und Hildesheim. Hier ­werden u. a. OP-Verfahren oder Krisenszenarien im OP ­trainiert. Darüber hinaus finden solche Trainings in den Kliniken selbst statt. In den Fachbereichen Notfallmedizin, Anästhesie, Intensivmedizin und Geburtshilfe entscheiden Beschlüsse der jeweiligen Fachgruppen über die Inhalte und Teilnehmerzahl der verbindlichen Trainings.

In Spanien werden Trainings zu Patientensicherheit, Qualitätsmanagement sowie Themen, die für die Arbeitsabläufe in Krankenhäusern relevant sind, durchgeführt. Im Jahr 2022 wurden von Helios Spanien 18 verschiedene Veranstaltungen zur Patientensicherheit in den Kliniken durchgeführt, 2.862 Personen geschult und 9.129 Schulungsstunden absolviert. Krankenhausübergreifende klinische Trainings und Treffen förderten den Wissensaustausch innerhalb unseres Kliniknetzwerks. Sie decken mittlerweile mehrere medizinische Fachbereiche wie Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie sowie Innere Medizin ab. Darüber hinaus wurden Austausche zu verschiedenen Themen der Patientensicherheit abgehalten: bewährte Verfahren zur Patientensicherheit im chirurgischen Block, Vorbeugung von Zwischenfällen bei der Einführung und Verwaltung venöser Zugänge, Vorbeugung von Patientenstürzen, Anfor­derungen an Krankenakten und Einverständniserklärungen, Veränderung der Patientensicherheitskultur des Krankenhauses durch den Akkreditierungsprozess der JCI und evidenzbasierte Verfahren zur Verbesserung der Sicherheit.

Patienteninformation

GRI 417-1

Mithilfe des Behandlungsvertrags sowie spezieller Aufklärungsdokumenten und Datenschutzerklärungen informiert Fresenius Helios seine Patientinnen und Patienten innerhalb der Kliniken über den Patientenaufnahmeprozess. Das Therapieziel wird bei Aufnahme- und Entlassungsgesprächen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprochen.

Allgemeine Schwerpunktthemen kommuniziert Fresenius Helios über ein Online-Magazin, Social Media, die Website und im Rahmen von Kommunikationskampagnen für die interessierte Öffentlichkeit. Darüber hinaus finden in allen Kliniken Informationsveranstaltungen zu spezifischen medizinischen Themen statt (Patientenakademien). Weitere Details zur Transparenz im Gesundheitsbereich finden Sie im Abschnitt Compliance.

Patientenzufriedenheitsmessung und Beschwerdeprozesse

Mit dem Helios-Servicemonitor misst der Unternehmens­bereich an seinen deutschen Klinikstandorten einmal wöchentlich die Zufriedenheit der stationären Patientinnen und Patienten. Beschäftigte vor Ort führen mit ihnen kurze Interviews zur Pflege und zum Service durch. Das Ziel dahinter ist es, innerhalb von 24 Stunden auf das ­Feedback der Patientinnen und Patienten zu reagieren und ihre Anliegen möglichst im direkten Kontakt zu klären. Anschließend werden die Daten anonymisiert im Helios-Servicemonitor verarbeitet. Die Ergebnisse können von jeder Klinik individuell in einem aktuellen Tages-, Wochen- oder Monatsturnus eingesehen werden. Die jeweilige ­Klinikgeschäftsführung und weitere autorisierte Personen erhalten die monatlichen Abfrageergebnisse, um ein allgemeines Zufriedenheitsbild zu erhalten und Kritikschwerpunkte identifizieren zu können. Darüber hinaus veröffentlicht Helios Deutschland Befragungsergebnisse, weiterführende Daten zur medizinischen Behandlungsqualität und Hygienekennzahlen im Internet unter dem Menüpunkt Qualität bei Helios (www.helios-gesundheit.de).

In Spanien nutzt Fresenius Helios den NPS, um konkrete Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten, die stationär, ambulant oder als Notfall behandelt wurden, zu erhalten. Dabei wird 48 Stunden nach dem Krankenhausaufenthalt eine E-Mail an Patientinnen und Patienten verschickt, in der sie gefragt werden, ob sie das Krankenhaus und dessen Dienstleistungen empfehlen würden. Die Ergebnisse werden zentral für Helios Spanien und für jedes Krankenhaus nach Art der Behandlung und dem Behandlungsgebiet ausgewertet. Auf diese Weise sollen sich die NPS-Ergebnisse kontinuierlich verbessern. Dies ist bis zum Beginn der Covid-19-Pandemie in den vergangenen Jahren gelungen. Nachdem die Auswirkungen der Pandemie nachgelassen haben, erreichten die NPS-Ergebnisse frühere Niveaus und verbesserten sich wieder. Die Informationen, die Helios Spanien zu den einzelnen Berührungspunkten mit den Patientinnen und Patienten gesammelt hat, waren äußerst wertvoll, um Verbesserungsmaßnahmen in die Wege zu leiten.

Unsere Ambitionen

Um die Qualität der Behandlungen in den Krankenhäusern zu messen, legt Helios Unternehmensziele u. a. mittels der E-IQI-Methodik in Spanien und der G-IQI-Methodik in Deutschland fest. Dabei nutzt das Unternehmen für jede Krankenhausbehandlung bzw. jeden Fall Vergleichsmessungen mit Referenzwerten des Statistischen Bundesamtes zum Bundesdurchschnitt in Deutschland oder vergleich­baren nationalen Werten in Spanien. Ziel ist es, bei der entsprechenden Indikation jeweils besser als der Bundesdurchschnitt zu sein. Weitere Qualitätsziele in unseren Kran­kenhäusern in Spanien beziehen sich auf die Patienten­zufriedenheit und werden u. a. über den NPS gemessen.

Fortschritte und Maßnahmen 2022

Im Berichtsjahr blieben der Managementansatz und die Governance-Struktur von Fresenius Helios weitgehend unverändert gegenüber dem Vorjahr.

Seit Februar 2022 ersetzen zwei Medical Consultants in neu geschaffener Funktion die medizinischen Regional­geschäftsführer in Deutschland. Sie berichten direkt an den CEO von Helios Deutschland und beraten die Geschäfts­führung sowie die Regionalgeschäftsführungen in allen medizinischen Fragen. Außerdem unterstützen sie die Klinikgeschäftsführungen, etwa in Fragen des Personalbedarfs. Die Medical Consultants sind auch Teil der Lenkungsgruppe Qualitätsmanagement, die ebenfalls 2022 gegründet wurde. Mehr Informationen dazu finden Sie im Abschnitt Organisation und Verantwortlichkeiten.

Helios Deutschland hat die Implementierung von Maßnahmen, die aus Haftpflichtfällen abgeleitet wurden, 2022 für Klinikleitungen und Chefärztinnen und -ärzte in einem Fokusziel Patientensicherheit verankert. Dadurch soll die Aufarbeitung von patientensicherheitsrelevanten Vorfällen und die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen gefördert werden. Das Fokusziel Patientensicherheit ist Teil des Unternehmensfokusziels Bonus Qualitätssicherung & Patientensicherheit und besteht aus der Quote der Durchführung adäquater Präventionsmaßnahmen bei bestätigtem Behandlungsfehler sowie aus der vollständigen Durchführung von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen. Es wurde vollständig erfüllt. Das Teilziel der Umsetzung von Checklisten wurde zu 84 % erfüllt. Für 2023 wurden die Einzelziele jeweils verlängert.

Im Berichtsjahr 2022 hat Helios Spanien begonnen, für den Zeitraum 2022 bis 2025 eine neue Strategie im Bereich Qualität und Patientensicherheit zu erarbeiten. Aus dieser Strategie leiten sich zukünftig neue Ziele und Maßnahmen ab, um dieses wesentliche Thema weiter erfolgreich zu steuern.

Die IQI-Methode wurde im Berichtsjahr auf einige Kliniken in Lateinamerika ausgeweitet, wie z. B. die Clínica Ricardo Palma in Peru. Im Jahr 2023 wird die Clínica Imbanaco in Kolumbien folgen. Neben der Implementierung der erforderlichen medizinischen und Patientendatenbank wird die medizinische Dokumentation verbessert. So können die Daten erfasst werden, die für die Berechnung der IQI-Entwicklung notwendig sind.

Das Segment Reproduktionsmedizin hat im 4. Quartal 2022 eine standardisierte Umfrage zur Patientenzufriedenheit in der gesamten Gruppe eingeführt. Erste Ergebnisse sind im 1. Quartal 2023 zu erwarten und werden in entsprechende Maßnahmen auf Standortebene überführt.

Evaluation

GRI 416-1, 416-2

Fresenius Helios prüft die Auswirkungen aller wesentlichen Behandlungs- und Dienstleistungskategorien zu Gesundheit und Sicherheit auf Verbesserungspotenzial. Wenn notwendig, werden Maßnahmen abgeleitet. Die Überarbeitung von Behandlungsrichtlinien findet in der Regel in den Helios-Fachgruppen statt.

Für Fresenius Helios ist die Qualität des medizinischen Ergebnisses entscheidend. Für wesentliche Qualitätsindikatoren sind für Deutschland konkrete Zielwerte definiert; diese sollen besser als der Bundesdurchschnitt sein. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland in den Kliniken 1.083.063 Fälle behandelt (2021: 1.046.517), eine Steigerung zum Vorjahr von rund 3 %. Auf Basis der G-IQI-Einzelergebnisse der Krankenhäuser lag die Zielquote bei 87,0 % (2021: 86,8 %). Von den berücksichtigten Kliniken haben rund 50 % eine Zielquote größer 90 % erreicht, rund 17 % haben eine Erfolgsquote von 100 %. Die Erfolgsquote der Einzelziele wird ab 2023 für die variable Vergütung des Vorstands der Fresenius Management SE berücksichtigt, wie im Vergütungsbericht im Geschäftsbericht 2022 erläutert. Weiterhin finden Sie dort Ausführungen zu vergütungsrelevanten Kennzahlen im Bereich Behandlungsqualität von Helios Spanien.

Die durch die Covid-19-Forschung gewonnene Kompetenz und die verbesserte Diagnostik der Infektion führten auch zu einer Verbesserung der Gesamtbehandlung in unseren spanischen Krankenhäusern. Eine frühere Diagnose, das bessere Wissen über die Behandlung und die Auswirkungen der Impfung haben zu einer geringeren Virulenz der Krankheit, einer geringeren Inanspruchnahme von Intensivbetten und einer geringeren Sterblichkeitsrate geführt. 2022 wurden in Deutschland insgesamt 737 Ereignisse über das CIRS gemeldet (2021: 576), die auf Ebene der einzelnen Kliniken evaluiert wurden.

Helios-Qualitätskennzahlen

Download(XLS, 38 kB)
Deutschland 2022 2021 2020 2019 2018
G-IQI-Einzelziele 2.223 2.228 2.095 2.224 2.265
davon erreicht1 1.933 1.935 1.851 1.950 1.987
Ziele erreicht, in % 87,0 86,8 88,4 87,7 87,7
Peer Reviews 9 7 8 60 55
1 Die erreichten Ziele sind ab 2020 bereinigt um die Covid-19 bedingten Todesfälle

2022 wurden für 8 ausgewählte Patientensicherheitsindikatoren (PSI) 54 Ereignisse (2021: 85) erfasst.

Ein wichtiger Teil des Fehlermanagements von Helios Deutschland ist die Erfassung von Behandlungsfehlervorwürfen. Diese lagen 2022 bei 828 Vorwürfen in den Akutkliniken (2021: 7682). Im Jahr 2022 haben im Schnitt 0,8 von 1.000 (2021: 0,8) Patientinnen und Patienten einen Behandlungsfehlervorwurf (berechtigt oder unberechtigt) gegen die Helios-Kliniken geltend gemacht. Diese Vorwürfe umfassen in unterschiedlichem Maße alle Fachrichtungen und alle Stufen der Behandlung von Aufklärung, Diagnostik, Operation, Therapie und Nachsorge. Das Ziel ist, dass es nicht zu mehr als einem Behandlungsfehlervorwurf auf 1.000 vollstationäre Behandlungen kommt.

Im Jahr 2022 wurden mit dem Servicemonitor bundesweit 739.660 Patientinnen und Patienten nach ihrer persönlichen Meinung befragt. Auf diesem Weg hat das Segment rund 70 % seiner stationär behandelten Patientinnen und Patienten erreicht. Von den Befragten haben sich 96 % zufrieden zu ihrem aktuellen Krankenhausaufenthalt geäußert. Typische Kritikpunkte betreffen etwa die Speisenversorgung und Reinigung, aber auch Themen wie die Kommunikation zwischen einzelnen Berufsgruppen oder Fachbereichen. Statistisch auffällige Ergebnisse werden durch das lokale Management geprüft und gegebenenfalls Maßnahmen getroffen.

Helios Spanien berichtet die Patientenschadensfälle einschließlich gemeldeter Beinaheunfälle. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 11.299 Vorfälle gemeldet (2021: 8.508). In unseren Krankenhäusern ermutigen wir aktiv, Vorfälle zu melden, einschließlich gefährlicher oder unsicherer Bedingungen und Beinaheunfällen, um die Patientensicherheit zu erhöhen.

Net promoter Score (NPS) Spanien

Download(XLS, 35 kB)
2022 2021 2020 2019
Globaler NPS 56,3 49,9 54,1 54,6
Anzahl Bewertungen, gesamt 652.269 534.930 361.800 426.061

Im Jahr 2021 hat die hohe Nachfrage nach ambulanten Behandlungen zu einer Verschlechterung des NPS in Spanien geführt, da sie sowohl die Terminverfügbarkeiten als auch die Kapazität des vorhandenen Personals deutlich überschritt. Im Jahr 2022 haben sich die Ergebnisse verbessert, nachdem Maßnahmen ergriffen wurden, um die Wartezeit auf einen Termin zu verkürzen. Dies wurde von den Patientinnen und Patienten begrüßt und hat die Entwicklung des NPS positiv beeinflusst.

Ende 2022 betrug das Wachstum des NPS im Vergleich zum Vorjahr 14 %, beeinflusst durch Zuwächse von 26 % im Bereich der medizinischen Beratung und 13 % im Bereich der klinischen Analyse.

Im Jahr 2022 hat Helios Deutschland insgesamt neun Peer-Reviews (2021: sieben) durchgeführt, bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen im Krankenhausbetrieb. Zusätzlich wurden vier Sicherheitsbegehungen durch den Patient Safety Officer durchgeführt.

Bei Helios Spanien wurden bis Ende des Berichtsjahres 2022 vier Peer-Reviews (2021: vier) realisiert. An allen Helios-Kliniken in Spanien wurden interne ISO 9001-Auditierungen durch­geführt.

2 Ansprüche der Akquisitionskliniken (Malteser, DRK Kassel) aus Vorjahren sind nicht vollständig erfasst.