Unser Ansatz
GRI 2-6, 204/3-3, 408/3-3, 409/3-3, 414/3-3
Von unseren Lieferanten und Geschäftspartnern erwarten wir, dass sie unsere oder gleichwertige ethische, soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards einhalten. Dazu sollen sie Prozesse einführen, die geeignet sind, die Einhaltung der geltenden Standards sicherzustellen. Die Anforderungen an unsere direkten Lieferanten, Dienstleister und andere Partner sind in Verhaltenskodizes für Geschäftspartner und Lieferanten und entsprechenden Vertragsklauseln festgehalten. Vermuten wir, dass gegen Verhaltensregeln verstoßen wurde oder wird, reagieren wir entsprechend. Je nachdem, wie schwer das Fehlverhalten wiegt, führen wir zusätzliche Kontrollmaßnahmen wie beispielsweise Audits durch und verlangen zusätzliche schriftliche Bestätigungen der Lieferanten und Geschäftspartner.
Richtlinien und Regularien
Unsere Verhaltenskodizes für Geschäftspartner und Lieferanten berücksichtigen die jeweiligen Geschäftsmodelle der Unternehmensbereiche. Die Verhaltenskodizes werden in Einkaufsverträgen und Verträgen mit anderen Geschäftspartnern, z. B. Distributoren und Handelsvertretern, verwendet – als beigefügte Anlagen oder Verweise. Fresenius Medical Care hat seine Erwartungen im Globalen Verhaltenskodex für Lieferanten verankert. Die Fresenius SE & Co. KGaA, Fresenius Helios und Fresenius Vamed haben ihre Anforderungen in Verhaltenskodizes für Geschäftspartner und Lieferanten festgeschrieben, Fresenius Kabi in seinem Third-Party Code of Conduct. Die Kodizes enthalten z. B. Details zur Regelung von Kinder- und Zwangsarbeit und zu gerechten Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen wie Arbeitszeiten und Lohn.
Bei Verhaltenskodizes und ihrer Weiterentwicklung berücksichtigen wir auch regulatorische Entwicklungen, z. B. die Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG).
Lieferantenbewertung
Transparenz in der Lieferkette ist wichtig, um menschenrechtliche Risiken erkennen und adressieren zu können. Die Unternehmensbereiche haben jeweils ein Set an Maßnahmen für die Bewertung der Lieferanten in ihrer spezifischen Lieferkette implementiert. Nachfolgend finden sich die entsprechenden Ausführungen, zusätzliche Informationen zu den Beschaffungsaktivitäten sind im Konzern-Lagebericht beschrieben. Im Berichtsjahr erzielte Fortschritte und neu eingeführte Maßnahmen finden Sie im diesbezüglichen Abschnitt Menschenrechte.
Fresenius Medical Care
Der Globale Verhaltenskodex für Lieferanten von Fresenius Medical Care umfasst Themen wie Integrität und Ethik, Menschenrechte und Arbeitsbedingungen, Qualität, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Umweltschutz. Er bildet außerdem die Grundlage für die vertraglichen Beziehungen mit den Lieferanten. Fresenius Medical Care integriert die Anforderungen des Verhaltenskodex für Lieferanten kontinuierlich in Lieferantenverträgen. Zudem verfügt der Unternehmensbereich über einen Einbindungsprozess für Lieferanten, um sie mit den Nachhaltigkeitsanforderungen vertraut zu machen. Der Verhaltenskodex für Lieferanten umfasst auch Verfahren für den Fall, dass Lieferanten die Anforderungen nicht erfüllen wollen oder können.
Fresenius Kabi
Fresenius Kabi hat strategische Lieferanten identifiziert, die der Unternehmensbereich aufgrund ihrer Bedeutung für das Geschäft besonders überwacht; dies wird von den globalen strategischen Einkaufsorganisationen von Fresenius Kabi gesteuert. Anhand festgelegter Prozesse stuft Fresenius Kabi die strategischen Lieferanten zunächst nach ihrem Risiko ein und bewertet sie nachfolgend regelmäßig. Außerdem führt der Unternehmensbereich risikobasiert Lieferantenaudits durch.
Seit 2019 bewertet Fresenius Kabi die Aspekte Arbeits- und Gesundheitsschutz, Umwelt, Menschenrechte, Geschäftsethik und nachhaltige Beschaffung von relevanten1 strategischen Lieferanten. So kann Fresenius Kabi die ESG-Leistung (Environment, Social, Governance) von Lieferanten identifizieren. In der Folge können die Lieferanten dazu aufgefordert werden, entsprechende Maßnahmen umzusetzen, um ihre ESG-Risiken zu reduzieren. Fresenius Kabi nutzt einen externen Dienstleister, der ESG-Bewertungen für globale Lieferketten bereitstellt.
Gemäß den Compliance-Klauseln für Lieferanten und Geschäftspartner – Supplier Compliance Clauses und Business Partner Compliance Clauses – ist Fresenius Kabi berechtigt, die Bewertungen zu überprüfen und bei Verstößen den Vertrag zu beenden. Werden bei der Lieferantenbewertung hohe Risiken festgestellt, wird die zuständige Einkaufsabteilung informiert. Diese setzt sich anschließend mit dem Risikolieferanten in Verbindung und fordert ihn dazu auf, Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen (Corrective and Preventive Action – CAPA) sowie eine Verbesserung der Leistung vorzunehmen. Bei der nächsten Lieferantenbewertung wird geprüft, ob angemessene Maßnahmen ergriffen wurden, und der Lieferant gegebenenfalls zu weiteren Maßnahmen aufgefordert.
1 Lieferanten von Wirkstoffen, Hilfsstoffen, Primärverpackungsmaterialien, Energie, Entsorgungsdienstleistungen, Filtern, Granulaten, Laborversuchsmaterialien, Sekundär- und Tertiärverpackungen, strategischen Komponenten, klinischen Studien, Komponenten für Medizinprodukte.
Fresenius Helios
Bei Fresenius Helios in Deutschland werden durch den Einkauf regelmäßig strategisch wichtige Lieferanten gemäß standardisierten Kriterien und Abläufen bewertet. Kriterien sind u. a. die Qualität der Prozesse, die IT-Infrastruktur und die Qualität der operativen und strategischen Zusammenarbeit. Neben diesem Fokus werden weitere ökologische und soziale Aspekte, wie sie z. B. das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ab 2023 fordert, bewertet. Die relevanten Instrumente für das Risikomanagement, Risikoprävention und Beschwerdemanagement wurden nicht nur konzipiert, sondern im Jahr 2022 bereits teilweise angewendet. Zudem wurde eine Grundsatzerklärung erstellt und das einheitliche Vorgehen zur erforderlichen Berichterstattung und Dokumentation vereinbart.
Der Einkauf von Helios Deutschland berücksichtigt diese gruppenweite, einheitliche Risikobewertung zum Thema Menschenrechte ebenfalls für die weitere Bewertung seiner Lieferanten, um eine frühzeitige Identifizierung von potenziellen Risiken zu gewährleisten. Der Verhaltenskodex für Lieferanten ist bei Helios Deutschland seit 2021 fester Bestandteil aller Verträge und seine Einhaltung ist seit 2022 für die Lieferanten und Geschäftspartner verpflichtend. Auf dieser Basis fordert das Unternehmen konsequent die Berücksichtigung von weiteren, u. a. ökologischen und sozialen Aspekten ein. Wenn Lieferanten gegen den Verhaltenskodex verstoßen, kann Helios Deutschland Auflagen oder Sanktionen gegen Geschäftspartner verhängen.
Fresenius Helios in Spanien hat ein Vorgehen zur generellen Bewertung aller Lieferanten entwickelt, in dem verschiedene Lieferantenkategorien sowie detaillierte Kriterien zur Analyse und Bewertung für die unterschiedlichen Kategorien erarbeitet wurden. Die Lieferantenbewertung wird alle zwei Jahre durchgeführt. Zur Umsetzung der Lieferantenbewertung wird eine Software eingesetzt, die eine Rückverfolgbarkeit der verschiedenen beteiligten Akteure in allen Phasen des Evaluierungsprozesses ermöglicht. Teil dieses Projekts ist ein Validierungsverfahren, mit dem sichergestellt werden soll, dass die Lieferanten den Verhaltenskodex kennen und akzeptieren. Die mit diesem Projekt etablierten Prozesse sollen die Lieferantenauswahl durch eine standardisierte, umfassende Bewertung verbessern. Dafür wurde ein modularer Fragebogen entwickelt. Darin enthalten sind u. a. allgemeine, finanzielle, qualitative, soziale und ökologische Aspekte der Lieferanten, strafrechtliche Vorfälle sowie die Umsetzung von Compliance, Datenschutz und Cybersicherheit. Ziel ist, die Transparenz und Qualität in verschiedenen Beschaffungsbereichen zu gewährleisten, wie z. B. die Bewertung von Lebensmittelsicherheit, Pharmazie, Bau- und anderen Arbeiten sowie Ausrüstung.
Fresenius Vamed
Bei Fresenius Vamed definiert der Verhaltenskodex für Geschäftspartner die Erwartungshaltung des Unternehmensbereichs gegenüber seinen Geschäftspartnern zur Einhaltung der Menschenrechte, zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit. Darüber hinaus regeln entsprechende Richtlinien die risikobasierte Prüfung aller Geschäftspartner. Alle Geschäftspartner, die in den Geltungsbereich der Richtlinie zur Sorgfaltspflicht von Geschäftspartnern von Fresenius Vamed fallen, werden vor Vertragsabschluss einem Audit unterzogen. Die Audits werden nach Vertragsabschluss mindestens alle zwei Jahre und bei erhöhtem Risiko mindestens einmal jährlich überprüft.
Verstößt ein Geschäftspartner gegen die Grundsätze des Verhaltenskodex für Geschäftspartner, behält sich Fresenius Vamed das Recht vor, über die Fortführung der Geschäftsbeziehung zu entscheiden.
Fortschritte und Maßnahmen 2022
GRI 2-6, 204/3-3, 408/3-3, 409/3-3, 414/3-3
Im Jahr 2022 gab es im Vergleich zum Vorjahr keine wesentlichen Veränderungen in den Lieferketten unserer Unternehmensbereiche.
Projekt zum deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
Mit der Vorbereitung zu Einrichtung des Group Human Rights Office und der Menschenrechtsfunktionen in den Unternehmensbereichen wurden im Berichtsjahr konzernweit zusätzliche Organisationsstrukturen für die Prüfung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten geschaffen. Bei der Durchführung von Risikoanalysen werden die Abteilungen in den Unternehmensbereichen eng eingebunden; diese Analysen sind auch im Rahmen des 2023 in Kraft tretenden LkSG gefordert.
Zusätzlich zu unseren Verhaltenskodizes für Geschäftspartner haben wir auch unsere Berichtswege überprüft sowie weiterentwickelt und dabei auch die Anforderungen des LkSG aufgenommen.
Im Jahr 2021 haben wir zusätzlich die Kategorie der Menschenrechtsrisiken in unser Risikomanagementsystem aufgenommen. Im Berichtsjahr wurde diese Kategorie nochmals erweitert, um zusätzliche Berichtsmöglichkeiten zu schaffen.
Weitere Informationen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht und Governance finden Sie im Abschnitt Menschenrechte.
Lieferantenbewertung im Berichtsjahr
Fresenius Medical Care hat im Jahr 2022 das Vorgehen bei der Bewertung von Lieferanten im Hinblick auf Nachhaltigkeitsrisiken weiterentwickelt. Im Risikobewertungsansatz, der auch die Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes berücksichtigt, wird das Nachhaltigkeitsrisiko von Lieferanten ausgehend von Faktoren auf Länder- und Branchenebene bewertet. Ein besonderes Augenmerk wird auf strategisch wichtige und geschäftskritische Lieferanten gelegt. Von ausgewählten Lieferanten sammelt der Unternehmensbereich darüber hinaus mithilfe von Selbsteinschätzungen Informationen über ihre Nachhaltigkeitsleistungen. Ziel ist, diese Informationen zu nutzen, um Lieferanten zu identifizieren, die die Nachhaltigkeitsstandards noch nicht vollständig erfüllen, und anschließend entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Fresenius Kabi hat im Berichtsjahr 2022 weiter daran gearbeitet, die Lieferantenbewertungen anhand von ESG-Kriterien in die Lieferantenprozesse zu integrieren. Ende 2022 waren über 85 % der relevanten strategischen Lieferanten anhand von ESG-Kriterien bewertet worden.
Helios Deutschland fordert von seinen Lieferanten konsequent die Berücksichtigung weiterer, vor allem ökologischer und sozialer Aspekte. Grundlage dafür ist der seit 2021 im jeweiligen Vertrag eingeführte Verhaltenskodex für Lieferanten. Seine Einhaltung ist seit 2022 für die Lieferanten und Geschäftspartner verpflichtend. Er enthält neben Anforderungen zum Umweltschutz und zu den Menschenrechten auch weitere Vorgaben, etwa zu Tierschutz und Arbeitsstandards.
Helios Spanien hat im Berichtsjahr die umfangreiche, 2021 gestartete Analyse der direkten Zulieferer der zentralen Einkaufsabteilung, des Bereichs Bau und Ausrüstung sowie der Qualitätsabteilung weiter umgesetzt. Den ebenfalls im Vorjahr geprüften Rahmen hat das Segment 2022 auf die anderen Lieferanten sowie die Einkaufsprozesse der Kliniken und Gesundheitszentren ausgeweitet.
Im Jahr 2022 wurde im Projektgeschäft von Fresenius Vamed eine menschenrechtliche Risikoprüfung etabliert. Diese beginnt mit einer ersten Risikoanalyse vor dem Start eines Projektes und wird während der Projektlaufzeit fortgeführt. Im High-End-Dienstleistungsgeschäft und im gesamten operativen Management führte der Unternehmensbereich einen Prozess zur Analyse von Chancen und Risiken ein. Dabei werden u. a. Produkte und Dienstleistungen nach Herkunftsländern klassifiziert und die Lieferanten bewertet.
Evaluation
GRI 2-6, 204/3-3, 204-1, 408/3-3, 409/3-3, 414/3-3
Im Berichtsjahr haben unsere globalen Beschaffungsaktivitäten ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt – trotz der besonders volatilen Lage an den Beschaffungsmärkten im Jahr 2022.
Erste Unternehmensbereiche haben Lieferantenbewertungen und Schulungen durchgeführt. Ziel der jeweiligen Bewertungen war es sicherzustellen, dass Lieferanten sich an die jeweils gültigen Vorgaben der Unternehmensbereiche halten.
Im Berichtsjahr wurden die Schulungen der Beschäftigten von Fresenius Medical Care im Einkauf zu Nachhaltigkeitsthemen fortgesetzt. Seit dem Jahr 2022 wird ein E-Learning-Kurs zum Thema nachhaltiges Lieferantenmanagement angeboten. Bis Ende 2022 waren bereits 99 % der Belegschaft im globalen Einkauf eingeschrieben.
Fresenius Kabi hat im Berichtsjahr das intern gesteckte Ziel 85 % der ausgewählten strategischen Lieferanten zu bewerten erreicht. Die Bewertung bestätigte die ESG-Performance der meisten strategischen Lieferanten. Strategische Lieferanten mit einer niedrigen ESG-Bewertung hat der Unternehmensbereich aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen und so ihre Leistung zu verbessern.
Im Berichtsjahr 2022 blieben die Managementansätze von Fresenius Helios und Fresenius Vamed in Bezug auf Lieferkettenmanagement weitgehend unverändert. Fortschritte und Maßnahmen dienen vor allen Dingen dazu, den rechtlichen Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu entsprechen. Erste Erkenntnisse aus den Maßnahmen werden für das Berichtsjahr 2023 erwartet.
Derzeit erheben wir auf Konzernebene keine Daten über den Anteil der Ausgaben für lokale Lieferanten. Dennoch setzen die Unternehmensbereiche einen Schwerpunkt auf lokale Beschaffung. Bei Helios Deutschland entfallen z. B. über 95 % der Ausgaben auf deutsche Tochtergesellschaften der Lieferanten.