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Detailliertes Kurschartdies sind außergewöhnliche Zeiten – für die Welt insgesamt, aber auch für uns als Unternehmen. Wir blicken auf ein Jahr zurück, wie wir es nie zuvor erlebt haben. Ein Jahr mit großen Herausforderungen – medizinisch und wirtschaftlich. Herausforderungen, die zum großen Teil nach wie vor anhalten. Wie wir mit diesen Herausforderungen umgegangen sind und weiter umgehen werden, welche Erfolge wir erreicht haben und was wir tun werden, um auch künftig erfolgreich zu sein, das möchte ich Ihnen im Folgenden erläutern.
An erster Stelle steht für mich, was wir in dieser globalen Pandemie medizinisch geleistet haben und weiter leisten. Schon früh wurde deutlich, dass wir dringender gebraucht werden denn je. Wir tragen dazu bei, dass Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt auch in einer solch fundamentalen Krise weiter funktionieren. Wir setzen alles daran, die Menschen bestmöglich zu versorgen. Das ist unsere Verantwortung, und wir werden ihr gerecht. Darauf bin ich stolz.
Ganz besonders stolz bin ich auf unsere großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Seit Mitte vergangenen Jahres sind es über 300.000. Unsere Leistungen während dieser Pandemie sind ihr Verdienst. Ihr Einsatz war und ist beispiellos, oft an vorderster Front in unseren Kliniken, Dialysezentren, Werken oder in der Logistik. Mit großem Engagement haben Sie die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten sichergestellt, trotz vieler Widrigkeiten – und damit Leben gerettet. Dafür gebührt ihnen – sicher auch in Ihrem Namen – unser größter Respekt und Dank.
Besonders im Fokus standen und stehen unsere rund 140 Akut-Kliniken. Wir haben sie in vollem Umfang zur Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung gestellt. Das gilt für Helios in Deutschland genauso wie für Quirónsalud in Spanien und in Lateinamerika. Überall haben wir die Zahl der Intensivbetten und der Beatmungsplätze in kürzester Zeit deutlich erhöht. Gerade in Spanien war die Situation vorübergehend dramatisch. Eine Initiative, die mich besonders berührt hat: Ärzte- und Pflegeteams aus Deutschland sind zur Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen nach Spanien gereist. Jeder Freiwillige wusste um die Gefahr, sah aber eben auch die Notwendigkeit zu helfen – und die Chance, wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Covid-19 zu sammeln.
» Wir tragen dazu bei, dass Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt auch in einer solch fundamentalen Krise weiter funktionieren. «
Außerdem haben wir während der ersten Welle Corona-Patienten aus Frankreich und Italien in unseren deutschen Kliniken aufgenommen. Um wichtige Daten zur Erforschung des Virus zu gewinnen, erstellt Helios seit Frühjahr 2020 ein sogenanntes multizentrisches Covid-19-Register. Und in Österreich hat Fresenius Vamed mit seinen Rehabilitationseinrichtungen die Akut-Krankenhäuser entlastet.
Unsere Beschäftigten haben trotz vieler Widrigkeiten angesichts der Covid-19-Pandemie mit großem Engagement die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten sichergestellt – und damit Leben gerettet.
Auch in der Dialyse bleibt die Covid-19-Pandemie eine riesige Herausforderung. Dialysepatienten sind auf ihre Behandlung angewiesen – in der Regel drei Mal die Woche, sonst sterben sie. In unseren mehr als 4.000 Dialysezentren weltweit haben wir die Sicherheit und Hygiene noch einmal deutlich gesteigert. So stellen wir sicher, dass Nierenkranke weiter ihre lebensnotwendige Dialyse erhalten. Was aber, wenn sich Dialysepatienten doch mit Covid-19 infizieren? Auch dann müssen sie zur Dialyse. In den USA haben wir uns deshalb mit anderen Dialyseanbietern zusammengeschlossen, um gemeinsam Kapazitäten zur isolierten Behandlung von Covid-19-infizierten Dialysepatienten zu schaffen. So schützen wir die übrigen Patientinnen und Patienten und entlasten die Krankenhäuser, die andernfalls die Infizierten behandeln müssten.
So lebensnotwendig wie die Dialyse sind auch viele unserer anderen Produkte. Deshalb haben wir alles dafür getan, selbst in den besonders schwierigen Phasen der Pandemie deren Herstellung und Vertrieb aufrecht zu erhalten und, soweit möglich, sogar auszuweiten. Bei Fresenius Medical Care waren zeitweise vor allem Produkte für die Akutdialyse besonders gefragt, da es bei schweren Covid-19-Verläufen häufig zu akutem Nierenversagen kommt. Auch die Fertigung von Novalung, einem Gerät zur Behandlung von Lungenversagen, haben wir deutlich ausgeweitet.
Wir haben auch während der Covid-19-Pandemie sichergestellt, dass Nierenkranke weiterhin Ihre lebensnotwendige Dialyse erhalten.
Für einige Medikamente von Fresenius Kabi, zum Beispiel das Narkosemittel Propofol, war die Nachfrage durch Corona zwischenzeitlich ebenfalls deutlich gestiegen. Auch hier haben wir früh reagiert und die Produktion so umgestellt, dass wir alle geeigneten Kapazitäten für besonders gefragte Medikamente nutzen konnten. Was mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist: Wir haben die Situation nicht ausgenutzt, sondern die Preise trotz deutlich höherer Nachfrage stabil gehalten und dies von Anfang an auch klar kommuniziert. Für uns ist das schlicht eine Frage von Anstand.
Dies sind nur einige Beispiele von vielen für unsere Beiträge im Kampf gegen Corona. Ein Kampf, der uns alle prägt: als Gesellschaft, aber auch uns als Unternehmen. Wir haben seit Februar letzten Jahres sehr viel gelernt. Wir haben Dinge verändert, wir haben uns angepasst, und das alles in äußerst kurzer Zeit. Vieles davon wird bleiben, auch nachdem der Kampf gewonnen ist. Dazu zählt nicht zuletzt ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl – noch mehr „Wir“ bei Fresenius. Wir sind ein sehr großes Unternehmen mit einer dezentralen Struktur, und das aus gutem Grund. Aber wir haben dieselben Werte, dasselbe Ziel: immer bessere Medizin für immer mehr Menschen. Das hat uns diese Krise noch einmal klar verdeutlicht. Das Maß der Unterstützung zwischen den Bereichen, über Länder und Kontinente hinweg, war noch nie so hoch. Jeder gibt sein Bestes, teilt Wissen und nimmt Erfahrungen an. Wir lernen viel voneinander, und ich bin sicher: Das werden wir uns langfristig bewahren.
Der weltweit zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Nachfrage nach wichtigen Medikamenten zur Behandlung von Covid-19-Patienten sind wir mit umfassenden Maßnahmen begegnet. Die Herstellung und den Vertrieb lebensnotwendiger Produkte konnten wir so aufrechterhalten.
Und natürlich war 2020 nicht nur Corona. Wir haben auch abseits der Pandemie bedeutende Erfolge erzielt und wichtige Weichen gestellt. So haben wir Ende des Jahres die Übernahme der Eugin-Gruppe vereinbart, einer der führenden internationalen Anbieter von Reproduktionsmedizin. Das Netzwerk umfasst 31 Kliniken sowie 34 weitere Standorte in neun Ländern auf drei Kontinenten.
» Und natürlich war 2020 nicht nur Corona. Wir haben auch abseits der Pandemie bedeutende Erfolge erzielt und wichtige Weichen gestellt. «
Eugin bietet ein breites Spektrum modernster Dienstleistungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin und passt hervorragend zu Fresenius Helios. In Kombination mit den bereits bestehenden Dienstleistungen unseres stationären und ambulanten Netzwerks können wir den Aufbau ganzheitlicher und interdisziplinärer Versorgungsmodelle beschleunigen und bedeutende Synergien erzielen.
Daneben sind wir auch im klassischen Krankenhausbereich weitergewachsen. In Deutschland haben wir vier Kliniken des Malteser-Ordens übernommen und in Kolumbien die Clínica de la Mujer in Bogotá. Damit sind wir dort nach Medellin und Cali nun auch in der Hauptstadt vertreten.
Außerdem sind wir beim Ausbau der Heimdialyse wieder ein gutes Stück vorangekommen. Wir haben nun auch in der Region Europa, Naher Oster und Afrika die Integration des NxStage-Portfolios erfolgreich abgeschlossen. Damit können wir noch mehr Patientinnen und Patienten eine größere Auswahl bei den Behandlungsmethoden, insbesondere eine Behandlung im häuslichen Umfeld, bieten. In den USA führen wir bereits 14 Prozent der Dialysen auf diese Weise durch. Heimdialyse kann zahlreiche Vorteile bieten, und die Nachfrage steigt in vielen Regionen kontinuierlich an. Die Pandemie hat diesen Trend nochmals verstärkt.
Zudem haben wir im vergangenen Jahr die Zulassung für unser zweites Biosimilar in den USA und Europa beantragt: Pegfilgrastim, ein Medikament zur Behandlung von Krebs. Wir erwarten die Freigabe noch im laufenden Geschäftsjahr. Weitere Biosimilars befinden sich in der Entwicklung. Bislang sind wir mit diesem für uns noch neuen Geschäftsfeld sehr zufrieden. Ein besonderer Meilenstein wird die Einführung unseres Adalimumab-Biosimilars Idacio in den USA sein, die wir für 2023 erwarten. Insgesamt rechnen wir ab diesem Zeitpunkt mit Umsätzen durch unsere Biosimilars im hoch dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Wachstumstreiber Biosimilars: Wir haben im vergangenen Jahr die Zulassung für unser zweites Biosimilar beantragt und erwarten die Einführung von Idacio in den USA im Jahr 2023.
Auch dies sind nur einige Beispiele neben einer Vielzahl weiterer. Wir haben unser Geschäft in vielen Bereichen erfolgreich weiterentwickelt. Wir haben die Grundlagen für weiteres profitables Wachstum geschaffen. Und wir haben in einer weltumspannenden Gesundheitskrise unseren Beitrag geleistet. Aber keine Frage: Corona war und ist eine schwere Belastung. Trotz unseres großen Einsatzes beschert uns die Pandemie deutliche wirtschaftliche Einbußen. Auch wenn das viele zunächst überraschen mag: Ein Konzern wie unserer – sollte der in einer weltweiten Gesundheitskrise nicht sogar besonders gut verdienen? Nein, das ist nicht so. Wenn Wirtschaftskreisläufe unterbrochen werden, schadet das auch uns. Vor allem aber ist Fresenius weit mehr als nur Intensivmedizin. Wir hatten und haben in allen vier Unternehmensbereichen erhebliche Einschränkungen durch die Pandemie, für die wir nur zum Teil einen Ausgleich erhalten.
So ist etwa die Zahl so genannter elektiver – also nicht akuter – Operationen fast überall auf der Welt deutlich zurückgegangen. Das wirkt sich auf das Krankenhaus-Geschäft bei Fresenius Helios aus. Das bedeutet aber auch weniger Bedarf an vielen Produkten von Fresenius Kabi. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen von Fresenius Vamed ist durch die Pandemie ebenfalls spürbar gesunken, beispielsweise in der Rehabilitation oder im Gesundheitstourismus. Und das Projektgeschäft dort leidet erheblich unter den anhaltenden Reisebeschränkungen. Zudem wurden viele Projekte gerade in Schwellenländern unterbrochen, verschoben oder sogar storniert. Und bei unseren Dialysepatienten zeigt sich seit vergangenem Herbst eine hohe Übersterblichkeit durch Covid-19. Das ist in erster Linie eine große menschliche Tragödie, die mich sehr betroffen macht. Das belastet uns aber auch wirtschaftlich: Behandlungen entfallen, das wiederum bedeutet geringere Umsätze bei weiterhin höheren Kosten.
Vor diesem Hintergrund haben wir uns 2020 auch wirtschaftlich gut geschlagen. Wir konnten trotz der Pandemie den Umsatz erneut steigern, um fünf Prozent währungsbereinigt. Unser Gewinn allerdings ging erstmals seit vielen Jahren zurück, um drei Prozent währungsbereinigt. Somit ist klar: Unter den gegebenen Umständen war es ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Es war aber kein Jahr dynamischen Wachstums. Nicht so, wie man es von uns gewohnt ist. Und nicht so, wie wir es noch zu Beginn letzten Jahres – vor Corona – erwartet hatten. Trotzdem haben wir unsere Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt, gerade auch dank der Breite und Tiefe unseres Produkt- und Leistungsangebots. Ohne die geschätzten Covid-19-Effekte hätten wir die vor einem Jahr gegebene Prognose voll erfüllt, wir hätten also auch beim Gewinn kräftig zugelegt.
» Wir konnten trotz der Pandemie den Umsatz erneut steigern, um fünf Prozent währungsbereinigt. «
Deshalb schlagen wir trotz des Gewinnrückgangs die 28. Dividendenerhöhung in Folge vor. Die für uns maßgeblichen Wachstumstreiber sind weiterhin intakt. Unser Wachstum wurde zwar durch die Pandemie gebremst, das zugrunde liegende Geschäft entwickelt sich aber gesund und wächst kontinuierlich. Das ist eine solide operative Entwicklung, und daran wollen wir Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, angemessen beteiligen.
Was sind nun unsere Erwartungen für die Zukunft? Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass wir noch bis mindestens Mitte des Jahres mit deutlichen Einschränkungen durch Corona rechnen müssen. Erst in der zweiten Jahreshälfte erwarten wir schrittweise spürbare Entlastungen. Wie schnell und wie deutlich sich die Lage entspannt, hängt nicht zuletzt vom Fortschritt bei den Impfungen in unseren wichtigsten Märkten ab. Daher gehen wir davon aus, den Umsatz in diesem Jahr währungsbereinigt im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigern zu können. Beim Gewinn erwarten wir währungsbereinigt in etwa ein Ergebnis mindestens auf dem Niveau des Vorjahres.
Wie schnell und wie deutlich sich die Covid-19-Lage im aktuellen Geschäftsjahr entspannt, hängt nicht zuletzt vom Fortschritt bei den Impfungen in unseren wichtigsten Märkten ab.
An unseren ambitionierten Mittelfrist-Zielen bis 2023 halten wir fest – auch wenn die Belastungen durch die Pandemie zum Zeitpunkt der Prognose Anfang 2019 in keiner Weise absehbar waren. Aber wie ich bereits erwähnte: Unsere grundlegenden Wachstumstreiber sind weitgehend intakt. Daher glauben wir auch, diese Mittelfrist-Ziele weiterhin erreichen zu können. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sich unser Wachstum in den kommenden Jahren spürbar beschleunigt.
Um dies zu gewährleisten, haben wir eine Reihe strategischer Initiativen für die Jahre bis 2023 und darüber hinaus beschlossen und angestoßen. Kernstück ist ein Maßnahmenpaket zur Steigerung unserer Effizienz und Profitabilität. Es betrifft sämtliche Unternehmensbereiche und erstreckt sich über die nächsten Jahre. Im Wesentlichen wird es darum gehen, unsere bestehenden Strukturen und Geschäftsmodelle anzuschauen. Ist das alles sinnvoll, was wir machen? Und wie wir es machen? Was machen wir womöglich doppelt? Oder sogar dreifach? Wo lassen sich Synergien heben?
Natürlich wollen wir damit unter anderem Kosten senken. Ab 2023 erwarten wir nachhaltige Einsparungen von jährlich mindestens 100 Millionen Euro nach Steuern und Minderheitsanteilen. In erster Linie aber wollen wir Ressourcen freisetzen, um damit andere, wichtigere Dinge machen zu können. Dinge, die uns helfen, unser Geschäft auszubauen und weiter zu wachsen.
Etwa in unseren neuen Wachstumsfeldern. Drei davon habe ich bereits erwähnt: Biosimilars, Heimdialyse und Reproduktionsmedizin. Aber auch unsere digitalen Angebote werden wir deutlich ausweiten. Nicht zuletzt Corona hat hier für einen immensen Schub gesorgt. Nehmen Sie nur die Telemedizin: Hier hat die Pandemie vielen die Augen geöffnet. Generell gilt: Vieles, was heute stationär gemacht wird, wird künftig ambulant geschehen, und vieles, was heute ambulant gemacht wird, kann künftig zu Hause passieren. Wir sehen unseren Ansatz klar bestätigt und arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Angebote auszubauen.
Covid-19 als Beschleuniger von Trends: Vieles, was heute stationär gemacht wird, wird künftig ambulant geschehen, und vieles, was heute ambulant gemacht wird, kann künftig zu Hause passieren. Wir arbeiten mit Hochdruck daran unsere Angebote auszubauen – unter anderem im Bereich der Telemedizin.
» Wir werden immer mehr Menschen mit immer besserer Medizin versorgen. «
Stellen wir auch unsere Konzernstruktur als solche auf den Prüfstand? Selbstverständlich! Das machen wir im Prinzip laufend. Stand heute sehen wir aber keine Veranlassung für grundlegende Änderungen.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere strategischen Initiativen fruchten. Unsere Zukunft sieht weiterhin gut aus. Wir werden gebraucht. Wir werden immer mehr Menschen mit immer besserer Medizin versorgen. Wir werden in den kommenden Jahren wieder dynamischer wachsen. Und wir werden Fresenius damit noch wertvoller machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Stephan Sturm
Vorsitzender des Vorstands
Der Vorstand